Wer über einen Friedhof geht, stellt sich schon mal die Frage, welches Schicksal sich hinter einem Menschen verbirgt, der hier begraben liegt. Doch außer dem Namen, Geburts- und Todesdatum finden sich heutzutage selten Informationen zu diesen Schicksalen. Moderne Technik auf den Grabsteinen könnte das jedoch ändern – der Schlüssel hierzu sind sogenannte QR-Codes.
Pietätlos oder konsequent? Diese Frage versuchte im vergangenen Herbst ein ganzseitiger Bericht in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ zu beantworten, der mit einem halbseitigen QR-Code illustriert war. Wer ein Handy besitzt, das solche Codes einscannen kann, folgt einfach einem dahinter platzierten Link und gerät im Idealfall zur Lebensgeschichte des betreffenden Menschen. So kann man etwas über einen Menschen erfahren, was die Hinterbliebenen genau für diese Zwecke vorbereitet haben. Tatsächlich schwindet damit ein wenig die Diskretion und der tiefe menschliche Moment der Anteilnahme. Ein Stück weit wird er für die Nutzer dieser modernen Möglichkeiten von weit profanerer Neugier ersetzt. Andererseits: Der QR-Code nimmt wenig Platz ein auf dem Grabstein – wer will, kann ihn also auch einfach ignorieren.
Mit einem auf dem Grabstein angebrachten QR-Code bietet sich Trauernden erstmals eine zeitgemäße und zugleich pietätvolle Möglichkeit, seinen Verstorbenen über den Tod hinaus zu gedenken“, wirbt Gottlieb Plesniarski für diese Option. Seine Firma „Grabstein-QR“ produziert und vertreibt für diese Zwecke sowohl dezente Grabsteine aus Granit wie auch Porzellanplatten mit QR-Code-Integration. Wahlweise wird der QR-Code mittels Lasergravur in den Stein eingefügt oder auf ein Porzellanmodul aufgebrannt. Zum weiteren Service gehört die Erstellung einer interaktiven, pietätvollen Trauer- oder Gedenk-Webseite.
Der »QR-Code« – eigentlich für die Automobilindustrie entwickelt – ist die Bezeichnung für einen zweidimensionalen Barcode, den heute jedes Smartphone und Tablet zu lesen imstande ist. Jeder QR-Code ist selbstverständlich ein Unikat, das für die Einzigartigkeit des Verstorbenen auch über seinen Tod hinaus wie ein emotionaler, digitaler Fingerabdruck steht. Damit er sich optisch dezent in die Grabstätte einfügt, wird der QR-Code zurückhaltend gestaltet und am Rand des Grabsteins platziert. Im gleichen Stil zeigen sich dann auch die Gedenk-Webseiten, die eine Kondolenzliste enthalten und alle gängigen Datei-Formate inklusive Videos unterstützen.
Man kann auch einen kleinen Gedenkstein neben das Grabmal stellen.[/caption]Das aufwändigste Produkt in Plesniarskis Sortiment ist ein Granitstein mit eingelegtem Porzellanplättchen. Für einen 20 mal 20 mal 15 Zentimeter großen Stein kostet dieses Trauerdekor 140 Euro – darin enthalten ist weder die Gedenkseite im Internet noch ein Text, der das Leben des Verstorbenen gebührend würdigt. Das allerdings dürfte die wohl wichtigste Leistung sein. Denn was taugt der beste QR-Code, wenn die Informationen dahinter nicht schön an den Verstorbenen erinnern?